Die Liste der berühmten Besucher ist lang: Chopin, Edison, Franz Kafka, Mark Twain und Richard Wagner, der hier an seinen Opern Meistersinger und Lohengrin komponierte. Die Gäste kamen wegen der Heilkraft der 40 Quellen, und genossen den Flair des vornehmen Kurortes, inmitten einer anmutigen Naturlandschaft.
Meine Pension liegt ausserhalb des Zentrums. Ich komme schon am Vormittag an, von Karlsbad hatte ich eine Stunde Anfahrt. Das Auto lasse ich auf dem Hotel-Parkplatz und spaziere in 20 Minuten zum Zentrum.

Als die Parkanlagen enden, treffe ich auf Marienbads Hauptstraße, eine Prachtstraße mit noblen Hotels

Nicht weit davon das Kur-Hotel Neubad. Es wurde 1827 erbaut und 1893, zur Zeit des größten Aufschwungs, völlig umgebaut. Der englische König Eduard VII benutze hier eine luxuriöse Badkabine aus Marmor

Das Casino (1900) mit seinen 3 prachtvollen Sälen für gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen. Für Konzerte, Kongresse, das 1. Internationale Filmfestival von 1946 (das später nach Karlsbad verlegt wurde)

Das Zentralbad steht an der Stelle, wo das Heilbad entstand. Schon 1781 gab es hier ein einfaches Blockhaus mit 4 Badezimmern. Der Marienquelle im Hof des Bades verdankt Marienbad seinen Namen
Goetheplatz

Prachtvolle 4*-Kurhotels umrahmen den Goetheplatz. Das Hvezda (Mitte) und rechts davon das Imperial und das Neapol sind miteinander verbunden.Vorne der Klebelsberg-Palast, in dem Goethe einst wohnte
Der Hotelkomplex ist verbunden mit dem Neubad, Zentralbad, Maria Spa. Dieser größte historische Kur-Komplex Europas firmiert als Marienbad Health Spa Resort.
Eine wahre, typische Goethe-Geschichte spielt in Marienbad
Als älterer Herr von 72 Jahren reiste Goethe (1821) zur Kur nach Marienbad. Er verliebte er sich in die 17-jährige Ulrike von Levetzow und verspürte zum letzten Mal in seinem Leben „eine große Leidenschaft“.
Zwei Jahre später übernahm Goethes Chef, Großherzog August von Sachsen, für ihn die Brautwerbung bei der Mutter der neunzehnjährigen Ulrike. Ulrike verspürte jedoch „keine Lust zum Heiraten“. Goethes Schmerz über die Abweisung des Antrags drückt sich aus in seiner Marienbader Elegie.
Sein Denkmal befindet sich vor dem berühmten Klebelsberg-Palast, in dem Goethe zweimal wohnte (1821, 1822). Auch Ulrike von Levetzows Familie wohnte dort. 1823 wurden die Räume von August von Sachsen und Weimar belegt (deshalb auch Haus Weimar). Und Goethe mietete sich im Hotel daneben ein.

Während seines dritten Marienbader Aufenthaltes (1823) wohnte Goethe in der „Goldenen Traube“ (rechts). Es ist das älteste Haus Marienbads und heute Stadtmuseum
Der Goetheweg

Der Weg führt durch den Geologischen Park. Es gibt Informationstafeln zu den hier präsentierten Mineralien

Ein Symbolischer Friedhof erinnert an die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Auf den Steinen sind Gedenktafeln mit Namen angebracht

In der Nähe des Theaters gehe ich fein essen. Böhmens Küche ist preiswert. selbst in Spitzenrestaurants kostet ein Drei-Gänge-Menü selten mehr als 20€

Das Luxushotel Pazifik mit der monumentalen Fassade beendet die vom Bahnhof kommende Hauptstraße Marienbads
Haupt-Kolonnade und Kreuz-Quelle

Architektonischer Höhepunkt Marienbads ist die 120 Meter lange, 1889 eingeweihte Wandelhalle aus Gußeisen, einmalig auf der Welt

Neben der filigranen Haupt-Kolonnade umbaut ein Pavillon mit 72 Säulen die Kreuzquelle. Sie ist die bedeutendste Heilquelle bei den Trinkkuren

Im Pavillon sprudeln auch andere Wässer. Sie werden hierher geleitet, und man kann sie kalt oder warm in den Becher füllen

Die kath. Kirche im schönsten Licht. Bei der Weihe der ev. Kirche (1923) spielte Albert Schweitzer die Orgel
Ferdinand-Quelle

Ausserhalb des Zentrums, auf Spazierwegen durch den Park erreichbar, befinden sich 3 weitere Quellen: Rudolf-, Ferdinand, Antonius-Quelle

Welch eine schöne, wertschätzende Umbauung für die Heilquelle. Die meisten Quellen sind öffentlich zugänglich. Hier an der Ferdinand-Quelle füllen sich vor allem Einheimische ihre Flaschen
Es war ein wunderbarer, mit Eindrücken prall gefüllter Tag in Marienbad. Im letzten Licht komme ich zurück zur Pension, zu einem vorzüglichen Abendessen. Böhmisch natürlich: fleischig, soßig, knödelig…