Aus kunsthistorischer Sicht ist Flandern durchaus vergleichbar mit ober- italienischen Städten wie Florenz und Venedig. Großartige Baudenkmäler, Kunst (Bruegel, Rubens, van Eyck) und Museen sind allgegenwärtig. Die bedeutendsten Städten sind Antwerpen, Mechelen, Gent und Brügge. Mit meinem Leihrad fahre ich von Antwerpen ca. 50 km nach Gent.
Radfahren Belgian-Style
In Belgien sind die Radwege durch ein Knotenpunktsystem miteinander verbunden. Die Beschilderung ist sehr gut, rechtzeitig vor einem Knotenpunkt wird man auf ihn hingewiesen. Man kann sich eine Knotenpunktkarte kaufen, oder seine Tour im Internet zusammenstellen.
Im Internet habe ich meine persönliche Knotenpunkt-Route zwischen Antwerpen und Gent erstellt und als Reiseplan ans Rad gehängt.
Gras- und Korenlei, am mittelalterlichen Hafen
Der mittelalterliche Hafen mit seinen historischen Gebäuden, die sich im Wasser der Leie spiegeln, ist der Treffpunkt der Stadt. Jung und Alt, Besucher und Einheimische frequentieren die Cafés am Ufer.
An der Graslei reihen sich die Zunfthäuser aneinander und zeugen von der wirtschaftlichen Blüte Gent´s im Mittelalter. Jedes Handwerk hat sein Zunfthaus: Die Maurer, Schiffer, Getreidemesser, Fischhändler, Schützen,…
An der anderen Seite des Wassers liegt der Korenlei. Von einigen historischen Gebäuden ist nur noch die Fassade im ursprünglichen Zustand erhalten, dahinter befindet sich ein nagelneues Hotel.
Drei-Türme-Skyline
Nur von der St. Michaels-Brücke sieht man die 3 berühmten Türme, die so photogen in einer Reihe stehen, gemeinsam. Das imposante Gebäude im Vordergrund ist das ehemalige Postgebäude am Graslei.
Belfried, ein Symbol bürgerlicher Macht
Eine Besonderheit in Belgien sind die Belfriede. Die meisten Türme entstanden zur Zeit der Gotik als die bedeutendsten Profanbauten des Mittelalters. Sie wurden von den weltlichen Stadtbehörden, Zünften oder Gilden als Symbol der bürgerlichen Macht errichtet, auch gegenüber der Kirche.
Zudem dienen sie als Wachtürme für Brände und feindliche Überfälle. Zu bestimmten Zeiten im Tagesablauf und bei besonderen Anlässen läutet die Große Glocke des Belfort.
30 Belfriede in Belgien sind Weltkulturerbe der UNESCO, so auch der 95 Meter hohe Turm im Zentrum Gents mit bestem Panoramablick von oben.
Der Drache auf dem Belfort symbolisiert die Wachsamkeit und Furcht einflößende Macht der Genter Bürger. Er bewacht die wichtigen Stadt-Privilegien, die im geheimen Archiv des Belfort verwahrt sind.
Nächtlicher Bummel durch die Altstadt
Stadtrundgang
Hoch über dem Eingang zum Fischmarkt thront Neptun mit seinem Dreizack. Neptun wird flankiert von der (männlichen) Schelde und der (weiblichen) Leie. Ein schönes Symbol für Gent, wo die beiden Flüsse zusammenfließen. Der Zusammenfluss (keltisch Ganda) ist Namensgeber für die Stadt.
Bavo-Kathedrale und „Die Anbetung des Lamm Gottes“
Die Kathedrale ist reich an Kunstschätzen, doch ein Werk sticht besonders heraus: der weltberühmte Genter Altar der Brüder van Eyck aus dem Jahre 1432.
Der Altar hat den Bildersturm überlebt, ist unter Napoleon in französische Hände gefallen und wurde im Zweiten Weltkrieg vom nationalsozialistischen Deutschland als Eigentum eingefordert. Und dennoch hängt es heute bereits seit über fünfzig Jahren friedlich, wo es hingehört: in der St. Bavokathedrale. Allerdings mit einer Reproduktion des 1934 gestohlenen Gemäldes der ‚Gerechten Richter‘.
Wer die 444 Stufen des Turmes bewältigt, wird mit einer einmaligen Aussicht über die Stadt belohnt.
Bootsfahrt auf der Leie
Gerne warte ich an dem schönen Platz noch ein Weilchen, bis das Boot losfährt. Am Ufer sitzend genieße ich die Sonne, die mich während meiner ganzen Flandern-Tour so treu begleitet. Selbstverständlich ist das nicht, die Belgier kennen viel Schmuddelwetter.
Die Burg Gravensteen ist eine der größten Wasserburgen Europas, eine in Stein gebaute Demonstration von Macht und Wohlstand