Drei Flugstunden und 15° Temperatur-Unterschied liegen zwischen Dublin und Lissabon. Und es wird warm bleiben, auch in Rom und Budapest!
Ich durchstreife die Altstadt Lissabons, steige viele Stufen hinauf, dränge mich in die berühmte Straßenbahn und lasse den Abend bei Fado-Musik ausklingen. Natürlich fahre ich auch ans Meer. Und nach Belém, nahe der Mündung des Tejo, von wo aus die portugiesischen Eroberer in See stachen.

Mein Guesthouse San Bento punktet mit Balkon. Hier fühlt man sich mitten drin im Lissabonner Alltagsleben

Die berühmte Tram Nr.28 hält fast vor der Türe. Mit ihr könnte ich am nächsten Morgen ins Zentrum fahren
zum Camoes-Platz, dem National-Dichter Luis de Camoes (1524-1580) gewidmet. Hier zweigen die gepflasterten Gäßchen zum Bairro Alto (Oberstadt) ab, einem malerischen Viertel aus dem 16. Jh. mit kleinen Geschäften, Restaurants, Musikkneipen und Casas de Fado

Ich befinde mich im Stadtviertel Chiado, dem eleganten Einkaufsviertel Lissabons. Benannt nach dem Dichter A. Ribeiro (1520-1591), genannt Chiado. Auch der Platz mit den einladenden Cafés heißt so

Der Chiado wurde schon immer von Intellektuellen aufgesucht. einer der bekanntesten ist der Dichter Fernando Pessoa (1888-1935)
Pessoa sitzt im Café, seinem Dichter-Kollegen Chiado direkt gegenüber. Für den Stuhl neben ihm war eine weitere Dichter-Statue vorgesehen. Doch nun besetzen fotografierende Touristen den Stuhl, und man wird ihnen das Vergnügen wohl lassen.

Der Aufzug von Santa Justa ist der gusseisene Star unter Lissabon´s elevadores. Er wurde 1902 von einem Schüler Gustav Eiffels gebaut und führt direkt von der Baixa in den Chiado,
1755 gab es in Lissabon ein verheerendes Erdbeben. Binnen weniger Minuten lag die Stadt in Schutt und Asche, und 40 000 Menschen starben. Weil die Erde während der sonntäglichen Gottesdienstzeit bebte, brannten Kerzen, die schreckliche Brände verursachten. Die Ruinen der Carmo-Kirche verblieben als Denkmal.
Der damalige Außenminister Marques de Pombal erwies sich als genialer Stadtplaner. Er ließ Lissabon auf dem Reißbrett wieder auferstehen: Gerade Straßen, klare Linien, rechte Winkel und Sicherheitsabstände zwischen den Häuserzeilen.

Der Carmo-Platz war Schauplatz der „Nelken-Revolution“ von 1974. Dem Putsch der Generäle schloss sich ein Volksaufstand an und beendete die fast 50-jährige faschistische Diktatur Salazar´s
Am Rossio-Platz schlägt das Herz Lissabons. Das kunstvolle Wellen-Mosaik wurde hier erstmals gelegt und vielerorts wieder aufgenommen. Im Hintergrund das klassizistische Nationaltheater.
Rechts daneben die Kirche Sao Domingos, einst Sitz der Inquisition.Vor der Kirche erinnern Mahnmale an die Juden-Hetzjagd von 1506, die hier ihren Anfang nahm.

Ein paar Schritte weiter liegt der Bahnhof Rossio, ein stilvolles Jugendstil-Gebäude. Hier starten die Züge in Richtung Sintra
Die Kirche Sao Roque ersetzt die ehemalige Kapelle des Hl. Rochus, dem Schutzheiligen gegen die Pest. Die Kapelle wurde 1506 nach einer schweren Pest-Epedemie gebau. Auf den damals umliegenden Feldern sind Tausende von Pesttoten begraben.
Anstelle der Pestkapelle errichtete der Jesuitenorden 1566 die Kirche Sao Roque als seine Mutterkirche. Die Aussenfassade ist unscheinbar, doch im 17.Jh. kehrte die Pracht zurück ins Kircheninnere. Das Gold der südamerikanischen Kolonien wurde zu oppulenten Barock-Altären.
Vom König 1540 als Hauptakteure der katholischen Gegenreformation ins Land geholt, monopolisierten die Jesuiten während der folgenden zwei Jahrhunderten das Erziehungswesen und die Universitäten. Sie bekehrten die „heidnische“ Urbevölkerung in den Kolonien und waren maßgeblich an der Inquisition und der Verfolgung von Juden und Reformierten beteiligt.

Durch Altstadtgässchen durch das Bairro Alto mit den vielen Kneipen. Hier probieren wir regionale Likör-Spezialitäten

Der Miradouro de Santa Catarina ist wie geschaffen für laue Sommernächte: Weiter Blick über Hafen und Tejo, am Café-Kiosk gibts was zu trinken, und dazu spielen Straßenmusikanten

Am Abend besuche ich organisiert ein Fado-Restaurant. Mit von der Partie sind viele Nationalitäten (Peru, Südafrika, Spanien, Japan, England, Kanada, USA…) und Melanie aus Argentinien

Die Darbietung ist familiär und mitreißend. Der Chef des Lokals singt, seine Frau, und manchmal stimmt auch die Bedienung mit ein

Irgendwann übernimmt tempramentvoll die Köchin. Als ein Onkel auftaucht, trägt auch er – sehr gefühlvoll – seinen Teil bei. Ein sehr gelungener, fröhlicher Abend