Für heute war eine Fahrradtour entlang des langen Strandes in Richtung Kestel geplant. Doch gerade als ich das Hotel verlassen will, fängt es an zu regnen.
Der türkische Reiseleiter, der hier immer auf Kundenfang ist, meint, dass das Wetter heute nicht besser wird. Aber er könne mir einen Hammam-Besuch verkaufen. Es gibt Hammams an jeder Ecke, wozu braucht´s da ihn?
Aus der Fahrradtour wird nix, stattdessen nehme ich den Bus. Er fährt immer am Strand entlang. Vorbei an meinem Strandcafe von gestern und an dem Platz, wo die jungen Leute gefeiert haben. Und weiter durch die Vororte Kestel und Mahmutlar. Als ich am Busbahnhof von Mahmutlar aussteige, regnet es immer noch. Die Bebauung hier ist trostlos: Eine gesichtlose Bettenburg neben der anderen.
Ich gehe weiter zum Strand, und der ist auch keine Offenbarung: grober Sand, Steine, Kies und der Winter-Dreck. Doch die Saison naht, und in einigen Strandbars wird gerade Frühjahrsputz gemacht, die Stühle herausgestellt und der Strand gesäubert.
Irgendwann treibt mich der Hunger in den Bus, zuück ins Zentrum zum Mittagessen. Denn hier draussen finde ich kein geöffnetes Lokal. Gleich beim Busbahnhof finde ich eine Lokandasa, und genieße ein letztes mal Hähnchendöner, Gemüse, Reis und Salat. Und die Sonne scheint dazu…
Dann kann ich heute ja noch Boot fahren! Das hatte ich wegen des trüben Wetters am Vormittag schon abgeschrieben. Am Hafen warten die Piratenboote auf Gäste. Bei Kapitän Sevki gehe ich an Bord, und auf dem oberen Deck wird mir gleich Kaffee serviert. Es gilt noch zu warten bis genügend Gäste beisammen sind.
Was für ein schöner Platz! Der alte Hafen, das sanft schaukelnde Boot, der Blick auf Meer und Burg. Ich warte sehr gerne noch ein Weilchen… Der Kapitän erzählt mir aus seinem Leben und dass sein Vater vor 5 Tagen gestorben ist. Deshalb ist jetzt der Bruder aus Amerika da, der auch mit uns hinausfahren wird.
Das Boot hat er in Eigenarbeit umgebaut und alle Ecken in Rundungen umgearbeitet. Er ist stolz darauf wie schön es geworden ist. Ich freue mich, dass ich in seinem kleinen, liebevoll gestalteten Boot gelandet bin. In den großen Schiffen ist die Atmosphäre ganz anders. Irgendwann sind genügend Gäste an Bord und es geht los.
Eine lohnende Fahrt rund um den Burgfelsen. Doch nun zieht es mich zu meinem Teegarten und einem großen Eisbecher.
Am Abend gehe ich noch bei Kenan vorbei, um mich zu verabschieden. Er managt eines der Nachbarhotels und hat mich bei meiner Ankunft vor einer Woche gerettet.
Ich kam mitten in der Nacht an, und mein Hotel war zwar offen, aber kein Mensch weit und breit zu sehen. Kenan hat den Rezeptions-Menschen irgendwie aufgetan und ich konnte mit etwas Verzögerung doch noch mein Zimmer beziehen.
Er hat sich vorgestellt, dass wir in meiner Woche einiges miteinander unternehmen, doch darauf hab ich mich lieber nicht eingelassen. Unser Abschiedsabend wird ausgesprochen nett.