Shanghai, ein schöner Abschluss einer erlebnisreichen Reise
Auf dem Rückflug von Myanmar bietet sich ein Zwischenstopp in China an. Und Shanghai ist beeindruckend und auf jeden Fall einen Stopover wert. Durch das neue 72-Stunden-Visum und die gute Anbindung von Pudong International Airport an die Innenstadt, ist ein Kurzbesuch leicht zu organisieren.

 

Dieses neue Shanghai ist umwerfend. Vor 20 Jahren war ich schon einmal hier und ich muss sagen, dass es mich damals nicht sehr beeindruckt hat. Und nun, 2013, kann ich kaum glauben was die Chinesen in den letzten 10 Jahren geschaffen haben. Sie demonstrieren hier ihre wirtschaftliche Kraft.

 

Myanmar, Bangkok, Shanghai, jeder Ort eine andere Welt.
Und nun geht es zurück im meine Welt nach Deutschland. Diesen letzten Teil des Berichts schreibe ich im Zug zwischen Frankfurt und Stuttgart. Ich freue mich auf zu Hause!

 

Shanghai ohne Visum für 72 Stunden
Am Pudong-Flughafen ist trotz der Sprachbarriere alles übersichtlich und hervorragend organisiert. Seit Januar 2013 ist die Einreise für 72 Stunden ohne Visum möglich. Bei der Passkontrolle das Abflugticket vorweisen, es gibt einen Stempel, fertig!

 

Magnetschwebebahn MagLev
Direkt am Flughafen startet der Hochgeschwindigkeitszug, eine Gemeinschaftsproduktion von Siemens mit den Chinesen. Das muss ich natürlich ausprobieren: Innerhalb weniger Sekunden beschleunigt die Bahn auf 300 km/Std. Sie könnte wesentlich schneller fahren, ist aber auf dieses Tempo gedrosselt. Es ruckelt etwas, ein bisschen habe ich schon Achterbahn-Feeling, vor allem, wenn sich die Bahn in die Kurve legt.

 

Statt per MagLev kann man auch mit der Metro direkt vom Flughafen in die Stadt fahren. Dauert 1 Stunde und kostet 7 Yuan (1 Euro). Super!

 

Volksplatz
Die MagLev fährt nicht bis ins Zentrum, deshalb steige ich in die Metro um und tauche am Volksplatz wieder auf. Es ist inzwischen dunkel, und ich kann kaum glauben, was sich da vor meinen Augen auftut: Ein riesiger Platz, umsäumt von Wolkenkratzern mit flirrenden Leuchtreklamen, breite Straßen mit repräsentativen Autos. Absolutes Metropolen-, Großstadtfeeling, mir bleibt vor Staunen der Mund offen, und ich zücke die Kamera. Europäerin knipst sensationelle Stadtsilhouette im ehemaligen „Entwicklungsland“. Jetzt kann ich nachvollziehen, dass es in Wirtschaftskreisen heißt: die Zukunft ist gelb.

DSCF0907Kapitalismus und Kommunismus
Der Volksplatz ist ein Ausdruck der Kommunistischen Idee. Ein Platz fürs Volk. Und drumherum manifestieren sich nun alle denkbaren kapitalistischen Merkmale: Banken, riesige Luxus-Hotels, Leuchtreklamen von Marken und Konzernen, überall Werbung, Kommerz. Shanghai ist eine Verkörperung dieses Konflikts. Und anscheinend leben die Chinesen gut damit.

 

Shanghai`s Aushängeschild: Der Bund
Mein Hotel liegt günstig, ich kann von der Metro aus zu Fuß hin laufen. Vom Hotel aus ist auch nicht weit zum „Bund“, einer der Hauptattraktion von Shanghai, der Uferpromenade am Fluss Huangpu. Da will ich heute Abend noch hin, doch zuerst bin ich hungrig. Also los, zum nächsten „Chinesen“, Nach dem Essen ist es Mitternacht, und ich verschiebe meinen Besuch am Bund auf morgen.

 

Der Bund ist die nobelste und teuerste Adresse Shanghai´s
Der Glanz, die Pracht und die Demonstration wirtschaftlicher Macht verschlägt mir den Atem. Und das ist von den Chinesen so gewollt. Hier in Shanghai bauen sie an einem China, das ihrer Sicht von sich selbst entspricht, und das in einem Wahnsinns-Tempo von nur 10 Jahren. Europa wird sich warm anziehen müssen.

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Bund, die prächtige Uferpromenade mit Kolonialbauten

Die Uferpromenade ist gesäumt von majestätischen Bauten aus der Kolonialzeit. Auch hier gibt es einen Uhrturm, der dem Big Ben in London nachempfundenen ist und jede Viertelstunde melodisch schlägt. Auf der anderen Seite des Flusses wächst das moderne China in den Himmel. Die Skyline ist umwerfend, vor allem wenn am Abend die Lichter angehen.

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Vom Bund schaut man hinüber zur Skyline von Pudong

Spuren des alten China in der Altstadt
Zwar merkt man auch hier, dass in Shanghai am liebsten mit dem Bulldozer renoviert wird. Doch man bekommt einen Eindruck, wie die Leute früher gewohnt haben und natürlich auch heute noch leben (das prächtige, moderne Shanghai ist für die wenigsten Chinesen Lebenswirklichkeit).

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Altstadtgassen in Shanghai

Traditionelles Wohnen in Shikumen-Häusern: Xintiandi (Französische Konzession)
Shanghai´s typisches Wohnhaus war der Shikumen. Die Häuser waren eng aneinander gebaut und bildeten große Anlagen. Xintiandi ist eine restaurierte Wohnanlage, mit vielen Geschäfte und Restaurants. Man kann durch die Gassen schlendern, und zwei interessante Museen besuchen: Das Shikumen Open House Museum zeigt ein typisches Shikumen-Haus, eingerichtet mit Möbeln aus der damaligen Zeit. Und die Gedächtnisstätte, wo 1921 die Kommunistische Partei China´s gegründet wurde.

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Shikumen-Häuser (ein altes Photo aus dem Museum). In einem Shikumen (dem Wohnort eines Gründungs-Mitglieds) wurde 1921 die Kommunistische Partei Chinas gegründet

Smog, Verkehr, Kommerz
Für heute sollte der Sightseeing-Schwerpunkt die Französische Konzession sein. Laut Reiseführer eine angenehme Gegend mit spürbar historisch-französischem Einfluss. Außer den oben beschriebenen Highlights (Xintiandi und KP-Gründungsstätte) finde ich es hier jedoch eher langweilig, und überall Verkehr, Lärm, Kommerz. Zudem ist heute ein trüber, nebliger Smog-Tag. Die Luft ist zum Schneiden (ein ständiges Problem in Shanghai).

 

Walzerklänge im Fuxing Park
Also noch den Fuxing Park mitnehmen und dann nichts wie weg hier. Dieser chinesisch angelegte Park ist Erholung für Ohr und Auge. In der Ferne vernehme ich schmelzende Klänge. Wie ich näher komme, traue ich meinen Augen kaum: In perfekter Tanzhaltung schweben einige Paare über den Platz unter Bäumen. Interessiert setze ich mich auf eine Parkbank und schaue zu. Immer mehr Paare kommen.

Shanghai, Fuxing Park

Nachmittägliches Tanzvergnügen im Park

Eine Dame legt neben mir den Mantel ab, darunter ausgehfein gestylt im kurzen Röckchen und hohen Schuhen. Ihr Mann, ebenfalls elegant gekleidet, mit Hut, erwartet sie bereits und sie begeben sich auf die „Tanzfläche“. Bald werde ich mit einbezogen und verbringe hier ein vergnügliches Tanz-Stündchen. Die Musik gefällt mir, sehr „romantisch“, wie einer der Herren sagt. Krönung ist ein echter Wiener Walzer, flott getanzt mit einem chinesischen Tanzpartner, der kein Wort englisch spricht. Hat doch was!

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