Heute mache ich es mal wie die Langzeiturlauber: Mich einfach treiben lassen.
Nach meinem obligatorischen Besuch im Saftladen, wo ich die großen Themen der Welt mit Idris, dem türkischen Inhaber und einem Rentner aus Leipzig bespreche, geht´s zum Strand. Auf der Bank beim Schuhe ausziehen verwickelt mich ein Pensionist aus Münster in ein Gespräch, und er läßt mich teilhaben an seiner 20-jährigen Alanya-Erfahrung. Alanya damals und heute. Und die Sache mit dem Bürgermeister: Die deutschen Residenten sind inzwischen so zahlreich, und wahlberechtigt!, dass sie die Wahl des Bürgermeisters maßgeblich mitbestimmen. Und der Bürgermeister ist sehr umtriebig, und gestaltet und organisiert in fast deutscher Manier. Irgendwann gehe ich dann doch strandwandern und genieße die Sonne und das Barfußgehen im warmen Sand.
Ein bisschen lesen, schreiben, Wind und Sonne auf der Haut spüren und dann wird´s Zeit zum Mittagessen. Ich hangle mich weiter zu der einfachen Lokandasa, wo ich schon mal so gut gegessen habe, und wo mir der junge Kellner Türkisch-Nachhilfe gibt.
Am Nachmittag will ich den Strand jenseits der Burg erkunden. In einer Viertelstunde kann ich hinlaufen. Doch erstmal bleibe ich in dem Teegarten am Ende des Hafens hängen. Hier nehme ich den Nachtisch ein, einen großen Eisbecher. Das türkische Eis ist sehr gut, es schmeckt mir besser wie das berühmte italienische Eis.
Der zweite Strand Alanya´s, den ich nun besuche, ist gerade erst dabei aus dem Winterschlaf zu erwachen. Es sind nur wenige Lokale geöffnet und der Strand ist schmutzig und ungepflegt.
Während der Kleopatra-Strand auf der anderen Seite golden und feinkörnig ist, gibt es hier groben Sand, mit Steinen durchsetzt.
Ich mache eine Kaffeepause im fast leeren Strandcafe und lasse mich von der Sonne verwöhnen. Der Kellner erzählt mir von seinem kranken Töchterchen. Sie liegt im Restaurant auf dem Sofa, weil sie heute nicht in die Schule konnte und mit ihren 7 Jahren auch nicht alleine zu Hause bleiben will. Die Mutter ist jobbedingt unterwegs. Falls ich mal eine Immobilie kaufen will… und schon drückt er mir ihre Visitenkarte in die Hand. Die Sonne ist inzwischen verschwunden, und so verlasse ich das angenehme Cafe und gehe weiter am Strand entlang.
Ein Bruder angelt, die Kinder spielen im Sand und die Schwester kocht Tee. Gerne trinke ich ein Tässchen Tee mit ihnen. Sie erzählen, dass sie im Sommer so nicht herkommen dürfen. Da gehört der Strand den Liegestühlen und den Gästen.
Auch was zu essen wird gebracht und auf dem Grill zubereitet. Als der Iman zum Abendgebet ruft, unterbrechen sie ihr Trommeln „aus Respekt“. Irgendwann mache ich mich auf den Heimweg und ihre Trommel begleitet mich noch ein Stück: „I love you Lisa, I love you Lisa…“