Ich unterbreche die Heimreise aus den Dolomiten in Kufstein. Die klassische Tour durchs Kaisergebirge führt zu zwei ganz unterschiedlichen Berg-Charakteren: Der Zahme Kaiser wirkt wie die Ouvertüre zum Paradestück, den schroffen Felswänden des Wilden Kaisers.
Kufstein – Vorderkaiserfelden-Hütte (3h) – Stripsenjoch-Haus (4h) – Gruttenhütte (4h) – Kaindlhütte (5:30h) – zur Seilbahn (1h), per Seilbahn hinunter nach Kufstein
Kufstein
Ich übernachte in Kufstein und habe morgens viel Zeit, durch Kufstein zu bummeln. Denn der Aufstieg durchs Kaisertal dauert nur 3h. Bei der Touristeninformation erfahre ich, dass alle benötigten Hütten geöffnet sind
Die prachtvollen Altstadt-Gasthöfe sind Besucher-Magnete
Aufstieg ins Kaisergebirge durchs Kaisertal
Der Kaiserbach erreicht nahe Kufstein das flache Land und mündet wenig später in den Inn
Bei Ebbs beginnt mein Austieg durchs Kaisertal gen Zahmen Kaiser (mitte). Nicht weit davon kommt die Seilbahn herunter, die mich am Ende der Tour vom Wilden-Kaiser-Gebiet (rechts) wieder zurückbringen wird ins Inntal
Das Kaisertal mit seinen Almen ist überaus beliebt bei den Urlaubern, und bietet viele Wander- und Einkehrmöglichkeite. Es gilt als eines der schönsten Hochtäler im nördlichen Alpenraum
Meine Tour beginnt mit der legendären Sparchenstiege, einem steilen Treppenweg,
der in einen wunderschönen Wanderweg oberhalb des Kaiserbaches übergeht
Almen im Kaisertal
Ich passiere mehrere Almen. Rast mache ich im schönen Pfandlhof, wo sich wunderbare Ausblicke auf die ersten Zacken des Wilden Kaisers auftun
Ein guter Hinweis für Hundebesitzer
Immer weiter hinauf im Kaisertal, entlang den Flanken des Zahmen Kaisers. Unten das Inntal, Ebbs und Kufstein. Das letzte Wegstück führt steil aufwärts im Wald zur
Vorderkaiserferner-Hütte (3h)
Es dunkelt bereits, als ich die Hütte erreiche, Abendessen gibt es keins mehr. Kein Problem, denn ich hatte ein halbes gegrilltes Hähnchen aus Kufstein im Rucksack und unterwegs genüsslich verspeist
Am nächsten Morgen gibt es ein ausgezeichnetes Frühstück, fast wie im Hotel
Morgennebel über dem Inntal, das 900 m weiter unten liegt. Links das Kaisertal, da bin ich gestern heraufgekommen
Entlang des Zahmen Kaisers zum Stripsenjochhaus (4h)
Der Höhenweg zum Stripsenjoch-Haus verläuft in leichtem Auf und Ab an der Flanke des Zahmen Kaisers. Vorwiegend durch lichten Wald, doch immer wieder mit schönen Ausblicken zum Wilden Kaiser
Auf der Hochalm (1403m) gibt´s eine Stärkung, dann steigt der Weg nochmals an,
durch wunderschönes Hochalmen-Gebiet.
Das Stripsenjochhaus schmiegt sich unter das mächtige Totenkirchl. Nun bin ich im Herzen des Kaisergebirges angelangt
Durch die Steinerne Rinne zum Ellmauer Tor (2h)
Es gibt mehrere Übergänge durch die schroffe Kette des Wilden Kaisers, keine davon ist leicht. Kernstück meiner Kaiser-Tour ist die Steinerne Rinne hinauf zum Ellmauer Tor.
Ich versteige mich erstmal im Fels. Den Bersteigern entgegen, weil ich annehme sie seien auf meinem Wanderweg
Aber nein, der 73 jährige Herr hat sich eben von seinem ersten Kletterziel abgeseilt und ist nun auf dem Weg zur nächsten Wand. Vorher liefert er mich am Einstieg zur Steinernen Rinne ab. Er will heute weitermachen „solange die Kräfte reichen“.
Mit Drahtsei-Unterstützung steigt man die Steinerne Rinne hinauf. Zur Linken die Felsen des Predigtstuhls,
rechts die glatten Wände von Fleischbank und Christaturm, ein Kletter-Eldorado
Staunend sehe ich den Bergsteigern zu
Super, diese Querung des Wilden Kaisers,
der absolute Höhepunkt meiner Runde durchs Kaisergebirge
Angelangt auf dem Sattel, dem Ellmauer Tor, gibt´s Mittagspause mit Aussicht. Die meisten Wanderer, die hier heraufkommen, treffe ich auf der Grutten-Hütte wieder
Jubiläumsweg zur Grutten-Hütte (2h)
Beim Abstieg auf der anderen Seite des Ellmauer Tores quert ein Rudel Gämsen unseren Weg
Durch das Schuttkar hinunter, bis in den Felsen der Jubiläumsweg beginnt
Auf ausgesetzten Bändern kraxelt man drahtseilgesichert durch eine zerklüftete Felsenlandschaft
Wunderschöne Wegführung und Nah-Impressionen im Fels
Leitern unterstützen an ungangbaren Passagen
Auch mein Dank für diesen Super-Weg!
Oberhalb der Rinne mit dem Schuttkar liegt das Ellmauer Tor. Sanft führt das letzte Wegstück
zur Gruttenhütte, einer wahren Aussichtskanzel
Ich bin bestens untergebracht in einem 4er Zimmer für mich ganz alleine
Morgens gibts Frühstück auf der Terrasse. Da bin ich gestern hergekommen, auf dem Wilden-Kaiser-Steig
Das Panorama der Gruttenhütte ist unglaublich: Unten Kitzbühel und seine Berge, dahinter die Niederen und Hohen Tauern mit Großglockner und Großvenediger, rechts davon die Zillertaler Alpen
Zur Walleralm und Kaindlhütte (5:30h)
Blick zurück zur Gruttenhütte. Ich folge dem Wilden-Kaiser-Steig im großen Bogen um den Treffauer herum
Immer an den Felswänden des Treffauers entlang
Bei der urigen Kaiser-Hochalm (1417m) zweigt der Weg zum Scheffauer ab, dem nächsten Kaiser-Gipfel
Kaiser Hochalm
Heute ist ein heißer Tag, und ich bin froh, dass große Teile des Wilden-Kaiser-Steigs durch schattigen Wald führen
An der gastlichen Steiner-Hochalm vorbei,
tief unter uns der Hintersteiner See,
entlang der Felsen,
durch lichten Wald, mit unglaublicher Wurzel-Architektur auf dem Pfad
Ich erreiche die Waller-Alm und beschließe nicht mehr weiterzugehen zur Kaindl-Hütte, sondern ins Tal abzusteigen
Denn für morgen ist Regenwetter und kalt angesagt, da möchte ich nicht mehr auf dem Berg sein. Ich habe Glück, und die Tochter der benachbarten Alm hat ihr Tageswerk hinter sich und fährt nach Kufstein ins Fitness-Studio. Wie praktisch, da kann sie mich gleich mitnehmen und direkt beim Auto absetzen.
Kufstein
Ich verbringe noch einen entspannten Abend in Kufstein. Demnächst startet die Rad-WM in Innsbruck, und der Rad-Zirkus wird auch durch Kufstein kommen
Die Lichter gehen an am Marienbrunnen, auf dem Hauptplatz von Kufstein
Die prachtvollen Gasthöfe der Altstadt entstanden, weil sie nahe des Bahnhofs lagen und zum zollfreien Gebiet erklärt wurden. Gäste konnten hier ohne Formalitäten einkehren oder übernachten bis ihre Reise weiterging.
Joachim Ringelnatz zog es öfters nach Tirol, in die Natur
und in die schönen Gasthäuser …
Von der Inn-Brücke sieht man hinauf zur riesigen Kufsteiner Burg
Schaufenster, wie sie nur das Alpenland kennt
Nach dem gemütlichen Abend beschließe ich lieber heimzufahren nach Stuttgart, als noch einmal in Kufstein zu übernachten. Denn morgen soll es ja regnen. Bei gutem Wetter hätte ich gerne noch den Almabtrieb miterlebt, der morgen hier stattfindet. Um 20 Uhr fahre ich los und bin 4:30 Stunden später zu Hause.
Schön, perfekt!