Vier Tage war ich auf der Route der Industriekultur per Rad unterwegs. Es war wunderschön und hochinteressant, doch nun bin ich angefüllt mit Eindrücken und meine Sinne brauchen etwas Ruhe.

 

Ich beschließe den Ruhrtal-Radweg (230 km) zu fahren. Im oberen Verlauf ruhig und naturnah, bietet die zweiten Hälfte wieder „Ruhrgebiet-Attraktionen“.

 

Winterberg – Arnsberg (hist. Altstadt, Ü, 60 km) – Schwerte – Hagen (Ü, 65 km) – Witten (Zeche Nachtigall, Muttental) – Bochum – Hattingen (hist. Altstadt, Heinrichshütte, Ü, 40 km) – Essen (Villa Hügel) – Mühlheim (Wasserbahnhof, Ü) – Duisburg (65 km).
Länge: 230 km
, 4 Tage, Start: Winterberg (Bahn), Ziel: Duisburg

Winterberg, Ruhrquelle

Winterberg

Die Anfahrt zum Ruhrtal-Radweg ist leicht zu organisieren. Ab Dortmund gibt es einen durchgehenden Zug bis Winterberg, wo die Tour startet. Ich steige in Schwerte zu

Winterberg

Die Ruhr entspringt nahe Winterberg im hügeligen Hochsauerland, auf ca. 700 m Höhe

Winterberg

Hier oben blüht im Juni noch der Ginster und es ist wesentlich kühler als in der Ebene

Winterberg

Die Ruhrquellenhütte dient im Winter als Skihütte

Winterberg

Entspanntes Radeln im Tal der jungen Ruhr

Assinghausen

Erste Rast mache ich im schmucken Assinghausen, in einem Rosengarten vor Fachwerkkulisse

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Die Ruhr wird zusehends breiter und

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man fährt entspannt durch ländliche Idylle

Arnsberg (nach 60 Km)

Arnsberg

Arnsbergs historische Altstadt lohnt einen Besuch

Arnsberg 1885

Die historische Altstadt ist unverändert seit 1885

Der Weg zwischen Arnsberg und Hagen empfand ich als nicht besonders interessant, man fährt eben Rad. Mal durchs Grüne, viel aber auch auf Radwegen entlang der Straße und durch Ortschaften. Falls man per Zug einen Tag abkürzen möchte, ist das (nach meiner Einschätzung) die dafür geeignete Strecke.

 

Der Teil um Winterberg lohnt durch den Kontrast zum zentralen Ruhrgebiet, es ist hügelig und naturnah. Ab Hagen fährt man auf schönen Radwegen entlang der Ruhrauen und Seen in gepflegten Naherholungs- gebieten der Ballungszentren. Und es liegen interessante Besichtigungsmöglichkeiten am Wege.

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Birkenallee nahe Hagen

Hagen (nach 120 km)

Hagen

Hagen ist ein verkehrsreicher Industrieort, nur für meine Übernachtung fahre ich hinein

Der Ruhrtalradweg wird wieder richtig schön ab der Seenlandschaft bei Hagen. Man fährt durch das Naherholungsgebiet entlang des Hengstey- und des Harkotsees. Man ist hier mittendrin im Ballungsgebiet. Wohl gerade deshalb sind die Ruhrauen hier bestens gepflegt als Naherholungsgebiet, und der Radweg ist ein Teil davon.

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Am Hengstey-See bei Hagen

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Störche machen sich über die Beute her, die beim Mähen aufgescheucht wurde

Witten (nach 140 km)

In Witten treten die Kohleschichten bis an die Erdoberfläche, weshalb hier der erste Kohleabbau oberirdisch stattfinden konnte. Der Ruhrbergbau begann in Witten und im Muttental.

 

Zeche Nachtigall, Witten

Witten, Zeche Nachtigall

Im Industriemuseum ZECHE NACHTIGALL kann man in einen Besucherstollen einfahren, und erlebt dabei die Arbeitsbedingungen in einer Steinkohlegrube von 1839

Witten, Zeche Nachtigall

Im Maschinenhaus befindet sich eine der ältesten funktionsfähigen Fördermaschinen des Ruhrreviers (1887)

Witten, Zeche Nachtigall

Im Museum werden die Arbeitsbedingungen der Bergleute gezeigt: Wenn der Bergmann in die Grube fährt, weiß er nicht, ob heil er wiederkehrt… heißt es in einem Bergmannslied

Witten, Zeche Nachtigall

Mit solchen Schiffen wurde die Kohle abtransportiert, oft über lange Strecken von Pferden auf dem Treidelpfad gezogen

Witten, Zeche Nachtigall, Ziegelei

Neben der Zeche gab es eine Ziegelei. Ziegel waren enorm nachgefragt, weil in Hochkonjunkturzeiten viel gebaut wurde

Muttental, Bethaus

Im Muttental steht das Bethaus der Bergleute. Hier versammelten sie sich vor der Schicht zum Gebet. Ich mache Kaffeepause an diesem stillen Ort

Witten, Fahrradfähre

Die Fahrradfähre bringt uns ans andere Ruhrufer

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Ich freu mich an der Holunderblüte und an dem feinen Duft

Hattingen (nach 140 km)

Hattingen

Hattingen wartet mit der schönsten Altstadt des Ruhrgebietes auf

Hattingen, Heinrichshütte

und der imposanten Heinrichshütte. Von 1855-1987 brannten die Hochöfen, heute befindet sich hier ein Industriemuseum

In den Jahren des Aufschwungs, um 1959, arbeiteten 10.000 Menschen auf der Heinrichshütte. Nach der Stilllegung 1987  wurde der Hochofen 2 verkauft, demontiert und nach China transportiert.

Hattingen, Heinrichshütte

Besucher können den Hochofen 3 besteigen und auf dem „Weg des Eisens“ Einblicke gewinnen in den Betrieb einer Eisenhütte

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Der Ruhrtalradweg bleibt im weiteren Verlauf interessant und schön zu befahren. Im Bereich um Hattingen treffe ich mehrfach auf Kanufahrer

Bochum, Eisenbahnmuseum

Das Eisenbahnmuseum Bochum liegt direkt am Radweg

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Vorbei an Schleusen und Industrieanlagen

Leinweg, Treidelpfad

Der historische Treidelpfad aus Steinpflaster. Teile davon wurden erhalten

Baldeney-See, Essen

Essen, Baldeney-See

Ein besonders schönes Naherholungsgebiet befindet sich rund um den Baldeney-See. Der Radweg führt direkt am See entlang

Villa Hügel, Essen

Essen, Villa Hügel

Auch Alfred Krupp gefiel die Lage am See. 1873 ließ er das repräsentative Wohnhaus der Familie nach eigenen Plänen hier errichten

Essen, Villa Hügel

Das große Haus (links) wird heute für Kunst-Ausstellungen genutzt. Im kleinen Haus (rechts) gibt es eine interessante Ausstellung zur Industriellenfamilie Krupp und über das Unternehmen

Die Ausstellung informiert über 5 Generationen Krupp, und den Übergang des Krupp-Erbes in eine gemeinnützige Stiftung (1968). Für mich eine Perle am Ruhrtalweg, wo ich mich lange aufgehalte.

Essen, Villa Hügel

Blick von der Terrasse in den wunderschönen, großen Park der Villa Hügel

Essen-Kettwig

Der hübsche Ortskern von Essen-Kettwig

Mühlheim (nach 210 km)

Mühlheim, Kloster Saarn

Das Kloster Saarn steht oben auf dem Hügel

Saarn, beim Kloster

Eine Gänsefamilie im Park beim Kloster

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Beim Mühlheimer Wasserbahnhof starten die Ausflugsschiffe der weißen Flotte und fahren bis Essen-Kettwig

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Direkt beim Wasserbahnhof liegt das Wasserwerk Kahlenberg, davor eine historische Maschine

Duisburg, Ruhrmündung (nach 230 km)

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In Duisburg markiert die Skulptur Rheinorange die Mündung der Ruhr in den Rhein

Vor 9 Tagen hat hier in Duisburg meine Reise begonnen. Es war eine ungewöhnliche und äußerst interessante Radtour. Auf grünen Wegen zu Industrie-Denkmälern. Sehr zu empfehlen!

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