Auf dem Weg zu einem Altera Seminar nahe Fulda lasse ich mir 2 Tage Zeit für „Heimat-Sightseeing“. Am 2. Tag besuche ich: Seligenstadt (am Main, Klosteranlage mit Apothekergarten), Hanau (Geburtsstadt der Brüder Grimm), Bad Orb (Heilbad mit Gradierwerk).
(Möckmühl, Tauberbischofsheim, Wertheim, Aschaffenburg = Tag1)
Seligenstadt
„Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, denn das ist für sie nicht gut.“
So funktionierte das Klosterleben von 828-1803, wie eine Stadt in der Stadt. Innerhalb der Klostermauern konnten die Mönche sich und ihre Bediensteten mit allem Notwendigen selbst versorgen.
Hanau, die Geburtsstadt der Brüder Grimm
Ich will nach Hanau, als Fan der Gebrüder Grimm. Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm sind weltweit bekannt, vor allem wegen der von ihnen gesammelten Kinder- und Hausmärchen, die UNESCO-Weltdokumentenerbe sind. Zusammen mit Luthers Bibel sind sie das meistübersetzte deutsche Buch. Es gibt sie in mehr als 160 Sprachen.
Ebenso wichtig sind die Sprachforschungen der Brüder Grimm, mit denen sie die Grundlagen für die Wissenschaft der Germanistik legten. Sie verfassten die „Deutsche Grammatik“ und das „Deutsche Wörterbuch“. Damit gelten sie als Gründungsväter der Grammatik.
Die Brüder Grimm
waren nicht nur Sprachforscher. Sie traten ein für eine Vereinigung der deutschen Kleinstaaten und halfen mit, die Menschenrechte für Deutschland zu formulieren. Sie waren unter den „Göttinger Sieben“, den Göttinger Professoren, die wegen einer Streitschrift 1837 des Landes verwiesen wurden.
In der Zeit ohne Anstellung konzipierten sie das „Deutsche Wörterbuch“, eine Entwicklungsgeschichte der Wörter. Drei Jahre nach der Ausweisung holte sie der neue preusische König nach Berlin, wo sie bis zu ihrem Tod über die deutsche Sprache forschten.
Die Brüder Grimm haben in Marburg studiert, und lehrten und forschten als Professoren in Göttingen. Im Gebrüder-Grimm-Museum in Marburg habe ich folgendes Zitat gefunden, das mir über Jahre im Gedächtnis geblieben ist:
„Wilhelm und Jacob Grimm haben quasi alles sprachlich greifbare „Deutsche“ durch ihr wissenschaftliches Schaffenswerk zusammengetragen und damit auch als Philologen entscheidenden Anteil an der deutschen Einigung genommen.
Daher ist es kein Zufall, dass Jacob Grimm 1848 als Abgeordneter in die verfassunggebende Versammlung des ersten deutschen Nationalparlaments in der Frankfurter Paulskirche berufen wurde. Sein dort gestellter Antrag zum Artikel 1 der Grundrechte hat, obwohl damals abgelehnt, bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt: „Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei“.“
Ab 1597 kamen wallonische und niederländische Glaubensflüchtlinge nach Hanau. Von 1600 bis 1608 wurde die mächtige Doppelkirche für beide Bevölkerungs-Gruppen errichtet. Sie war durch die bauliche Verbindung von zwei Kirchen in einem Gebäude ein Symbol der religiösen Einheit der Neubürger.
Die Niederländische Kirche wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut, während die Ruine der größeren Wallonischen Kirche als Mahn- und Gedenkstätte an die Zerstörung der Stadt erinnern soll.
Bad Orb
Gradierwerke dienten früher der Salzgewinnung. Mit einer besonderen Konstruktion wurde Wasser verdunstet und so der Salzgehalt konzentriert. Sonne, Wind und trockene Luft halfen dabei.
Heute werden Gradierwerke in Kurorten gezielt zu Heilungszwecken betrieben. Bad Orbs Gradierwerk ist mit 155m Länge, 12m Breite und 18m Höhe das größte noch bestehende Gradierwerk Hessens.