Auf dem Weg zu einem Altera Seminar nahe Fulda lasse ich mir 2 Tage Zeit für „Heimat-Sightseeing“. Am 2. Tag besuche ich: Seligenstadt (am Main, Klosteranlage mit Apothekergarten), Hanau (Geburtsstadt der Brüder Grimm), Bad Orb (Heilbad mit Gradierwerk).

 

(Möckmühl, Tauberbischofsheim, Wertheim, Aschaffenburg = Tag1)

Seligenstadt

Fürs Auto gibts einen Parkplatz nahe der Altstadt, bei der Feuerwehr. An der Glaabsbräu-Brauerei vorbei,

und der ehemaligen Synagoge,

und schon bin ich in der Altstadt, am Marktplatz (Bild ist von einem anderen Tag). Ich lasse mich hier nieder zum Mittagessen

und gehe dann weiter zum Benediktiner-Kloster Seligenstadt. Die Mönche lebten nach den Ordensregeln des Hl. Benedikt von Nursia (480-547 n. Chr.), als Selbstversorger. In der Ordensregel heißt es:

„Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, denn das ist für sie nicht gut.“

 

So funktionierte das Klosterleben von 828-1803, wie eine Stadt in der Stadt. Innerhalb der Klostermauern konnten die Mönche sich und ihre Bediensteten mit allem Notwendigen selbst versorgen.

Benediktiner als Selbstversorger: Brunnen sicherten die Trinkwasserversorgung,

im Konventgarten wurden Obst- und Gemüsepflanzen kultiviert, der Apothekergarten lieferte Heilkräuter für die Klostermedizin (den Apothekergarten gibt es heute noch). Nutztiere wurden gehalten,

es gab eine wasserbetriebene Mühle (auf dem Bild) und eine Backstube. Handwerker fertigten alle notwendigen Güter. Ausgedehnter Landbesitz war eine wichtige Basis des Wirtschaftsbetriebs

Wieder zurück am Marktplatz, lasse ich mich in der italienischen Eisdiele nieder. Gestärkt mache ich mich auf zu einem Spaziergang durch die kleinen Seitengassen des Ortes

Ich lasse mich treiben durch kleine Gassen

zu schönen Fachwerkensembles

und gepflegten alten und ganz alten Häusern

Schließlich lande ich am Main

bei der Mainfähre, die schon Feierabend hat. Hier lasse ich auf einer Bank den Tag ausklingen. Mit dieser Aussicht, in meditativer Stimmung – fast komme ich mir vor wie am Ufer des Ganges 🙂

Es wird schon dunkel, als ich mich auf den Heimweg mache, vorbei am Kloster und durch die Altstadt

Hanau, die Geburtsstadt der Brüder Grimm

Ich will nach Hanau, als Fan der Gebrüder Grimm. Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm sind weltweit bekannt, vor allem wegen der von ihnen gesammelten Kinder- und Hausmärchen, die UNESCO-Weltdokumentenerbe sind. Zusammen mit Luthers Bibel sind sie das meistübersetzte deutsche Buch. Es gibt sie in mehr als 160 Sprachen.

 

Ebenso wichtig sind die Sprachforschungen der Brüder Grimm, mit denen sie die Grundlagen für die Wissenschaft der Germanistik legten. Sie verfassten die „Deutsche Grammatik“ und das „Deutsche Wörterbuch“. Damit gelten sie als Gründungsväter der Grammatik.

Vor Hanaus Rathaus ist den Brüdern Grimm ein Denkmal gewidmet:

Die Brüder Grimm
waren nicht nur Sprachforscher. Sie traten ein für eine Vereinigung der deutschen Kleinstaaten und halfen mit, die Menschenrechte für Deutschland zu formulieren. Sie waren unter den „Göttinger Sieben“, den Göttinger Professoren, die wegen einer Streitschrift 1837 des Landes verwiesen wurden.

 

In der Zeit ohne Anstellung konzipierten sie das „Deutsche Wörterbuch“, eine Entwicklungsgeschichte der Wörter. Drei Jahre nach der Ausweisung holte sie der neue preusische König nach Berlin, wo sie bis zu ihrem Tod über die deutsche Sprache forschten.

Die Brüder Grimm haben in Marburg studiert, und lehrten und forschten als Professoren in Göttingen. Im Gebrüder-Grimm-Museum in Marburg habe ich folgendes Zitat gefunden, das mir über Jahre im Gedächtnis geblieben ist:

 

Wilhelm und Jacob Grimm haben quasi alles sprachlich greifbare „Deutsche“ durch ihr wissenschaftliches Schaffenswerk zusammengetragen und damit auch als Philologen entscheidenden Anteil an der deutschen Einigung genommen.

 

Daher ist es kein Zufall, dass Jacob Grimm 1848 als Abgeordneter in die verfassunggebende Versammlung des ersten deutschen Nationalparlaments in der Frankfurter Paulskirche berufen wurde. Sein dort gestellter Antrag zum Artikel 1 der Grundrechte hat, obwohl damals abgelehnt, bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt: „Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei“.“

Der jüngste Bruder war der „Malerbruder“ in der Familie Grimm

Das moderne Hanau. Leider brauche ich den Schirm für meinen Stadtbummel

Die Wallonisch-Niederländische Kirche ist trotz seiner Zerstörung (1945) ein wichtiges Baudenkmal

Ab 1597 kamen wallonische und niederländische Glaubensflüchtlinge nach Hanau. Von 1600 bis 1608 wurde die mächtige Doppelkirche für beide Bevölkerungs-Gruppen errichtet. Sie war durch die bauliche Verbindung von zwei Kirchen in einem Gebäude ein Symbol der religiösen Einheit der Neubürger.

 

Die Niederländische Kirche wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut, während die Ruine der größeren Wallonischen Kirche als Mahn- und Gedenkstätte an die Zerstörung der Stadt erinnern soll.

Bad Orb

Der Marktplatz wird gerade saniert und ist eine große Baustelle

Mehre Quellen befinden sich direkt neben der Stadtmauer

Ich spaziere durch schöne Altstadtgassen zum Kurpark

Bunte Blumen empfangen den Besucher

und eine Vogeluhr. Wer singt am Morgen, und wann?

Bad Orb ist bekannt für sein historisches Gradierwerk. Die salzhaltige, feuchte Luft dient der Heilung

Gradierwerke dienten früher der Salzgewinnung. Mit einer besonderen Konstruktion wurde Wasser verdunstet und so der Salzgehalt konzentriert. Sonne, Wind und trockene Luft halfen dabei.

 

Heute werden Gradierwerke in Kurorten gezielt zu Heilungszwecken betrieben. Bad Orbs Gradierwerk ist mit 155m Länge, 12m Breite und 18m Höhe das größte noch bestehende Gradierwerk Hessens.

Altera-Seminar nahe Fulda

Ein hochkarätiges Seminar. Fünf gefüllte, wunderbare Tage

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