Wo anfangen mit der Erkundung von Barcelona? Spontan entscheide mich für den Teil Barcelonas mit der höchsten Sehenswürdigkeiten-Dichte. „Da muss ich nicht so viel laufen“ ist meine Idee. Also hin zur Kathedrale und dem Gotischen Viertel, dem Barri Gotic, das auf die Römer zurückgeht und seinen mittelalterlichen Charakter bewahrt hat. Erst später merke ich, dass ich mir den ältesten Teil Barcelonas ausgesucht habe. Hier hat alles begonnen…

 

Im Jahre 10 vor Chr. gründete Kaiser Augustus hier eine kleine Kolonie. Hier standen die prächtigen Paläste der größten Seemacht des Mittelalters, und heute noch stehen hier Gebäude der politischen und religiösen Mächte: Das Rathaus und die Kathedrale.

Die Kathedrale

Kathedrale von BarcelonaEindrucksvoll ist die reich verzierte Hauptfassade mit den Wasserspeiern und den feinen Steinmetz- arbeiten. Sie wurde erst 1870 gebaut, einer Skizze von 1408 folgend. Die restliche Kathedrale ist echtes Mittelalter, entstanden zwischen 1298 und 1460.

 

Die Kathedrale ist eine der wenigen Kirchen, die während des Spanischen Bürgerkrieges von den Anarchisten verschont blieb. Deshalb ist ihre schlichte Innenausstattung so unversehrt.

Das Mittelschiff mit dem kunstvollen Chorgestühl und der Apsis im Hintergrund

Das Mittelschiff mit dem kunstvollen Chorgestühl für die Würdenträger. Im Hintergrund die Apsis

Kathedrale von BarcelonaDer Kathedrale ist ein Kreuzgang angegliedert, in dem auch 13 Gänse leben. Sie erinnern an die Heilige Eulalia, die 13-jährig von den Römern als Christin gefangengenommen wurde und 13 schrecklichen Foltern unterzogen wurde, bevor sie gekreuzigt wurde. Mir wird immer ganz elend bei diesen Geschichten…

Kathedrale von Barcelona

Der Kreuzgang

Carrer del Bisbe

Der geheimnisvolle Übergang in der Carrer del Bisbe neben der Kathedrale

Mittags-Hunger

Viele Restaurants bieten mittags ein Menu de Dias an. Es kostet reisekasse-schonende 10-15 € inclusive Brot und Wein. Gleich am ersten Tag bin ich begeistert:

Carpaccio mit Pfeffer, Rocula, Champignons und Parmesan und Erdbeeren. Schmeckt so lecker wie es aussieht

Auch der Fisch mit Kartoffel und Koriander-Mojo ist super

El Call, das Judenviertel

Zwischen dem 11. und 14. Jh waren die jüdischen Ärzte, Mathematiker, Astronomen, Philosophen wichtige Kulturträger in Barcelona. Trotzdem waren die Juden wenig geachtet in ihrer Stadt. Sie mussten ein spezielles Erkennungszeichen tragen und durften ihr Ghetto nicht vergrößern, auch als über 4000 Menschen in den engen Gäßchen von El Call lebten.

 

Im blutigen Progrom von 1391 wurden die Juden aus El Call verjagt, im 15 Jh. alle Juden aus Spanien vertrieben.

El Call, die alte Synagoge
Die alte Synagoge

Kirche der Maria del Pi und angrenzende Plätze

Die Legende erzählt, dass einem Fischer die Jungfrau Maria in einer Pinie erschien, als er den Baum für den Bau seines Bootes fällen wollte. Er ließ die Pinie stehen und errichtete daneben eine Kapelle, die später durch eine gotische Kirche ersetzt wurde.

Esglesia de Santa Maria del Pi

Immer noch steht eine Pinie vor der Kirche

Placa de Pi

Placa de Pi, ein hübscher Platz vor der Kirche

Eglisia del Pi

Die schönen Gassen sind ein besonderes Merkmal Barcelonas

Placa de St. Josep Oriol

Der Platz St. Josep Orio, direkt neben der Kirche, ist einer der attraktivsten Pätze im Barri Gotic

Die spanische Spezialität wird portionsweise verkauft und aus der Hand gegessen: geräucherter Schinken

La Rambla

Die Rambla ist eine breite Allee für Fußgänger, sowohl bei Tag als auch bei Nacht stark frequentiert. Für Touristen ein Muß, und auch die Einheimischen promenieren gerne auf ihrer Prachtstraße.

 

Inoffiziell ist die Rambla in 5 Abschnitte unterteilt, deshalb sprechen viele Einheimische von les ramblas (Mehrzahl). Seit ein paar Jahren endet die Rambla nicht mehr am Mittelmeer, sondern wurde über einen breiten Holzlaufsteg ins Meer hinaus verlängert.

Pla de la Boqueria/Rambla

Am Platz Boqueria treffe ich auf den prächtigen Fußgängerboulevard, die Rambla

Teatre del Liceu

Das riesige Theater bietet Platz für 2300 Zuschauer. Es besteht seit 1847 und brachte Stars wie José Carreras oder Montserrat Caballé hervor. Ein Großbrand zerstörte das Haus 1994, es wurde jedoch schnell wiederaufgebaut. Nach Original-Plänen, aber mit modernster Bühnentechnik.

Gran Teatre del Liceu

Im Rahmen einer Führung schaue ich mir das Theater an

Gran Teatre del Liceu

Es wird gerade an der neuen Produktion geprobt: La Traviata von Verdi

Gran Teatre del Liceu

Im Spiegelsaal hält sich das Publikum während der Pause auf

Rambla

Das Theater liegt direkt an der Rambla

Pl. Reial

Nur ein paar Schritte ist es zum Placa Reial, der ganz von Palästen eingerahmt ist. Die großen Lampen hat Gaudi gestaltet

Kolumbus am Mirador de Colom

Wo die Rambla aufs Meer trifft, blickt Kolumbus gen Osten (nach Indien). Die Statue in 50 m Höhe wurde zur Weltausstellung 1888 eingeweiht. Zu Füßen von Kolumbus erstreckt sich der Alte Hafen, Port Vell

Rambla del Mar

Die Rambla del Mar ist die Verlängerung der Rambla ins Meer hinaus. Damit Schiffe durchfahren können, wird sie (wie es hier gerade passiert) weggedreht

Port Vell

Am Port Vell, dem alten Hafen gibt es hochkarätige Freizeiteinrichtungen; Das IMAX, ein Kino-Komplex mit 8 Kkinos, das große Aquarium und das Maremagnum, ein Einkaufszentrum, das sogar sonntags geöffnet hat.

Der Alte Hafen, Port Vell, Barcelona

Der Alte Hafen, Port Vell, Barcelona

Am Alten Hafen befindet sich auch das Museum für katalanische Geschichte, eine patriotische, interessante Ausstellung zur katalanischen Geschichte

Der Alte Hafen, Port Vell, Barcelona

Vom Alten Hafen schaut man auf den Eisenturm der Seilbahn, die über den Hafen hinweg zum Montjuic schwebt. Und auf das Vela-Hotel mit 473 Zimmern

Ein übervoller erster Tag in Barcelona. Doch ich mache viele Pausen: Essen, Kaffee trinken, Leute gucken, Atmosphäre schnuppern und immer wieder im Reiseführer schmökern. Wie meistens habe ich den Lonly Planet dabei, und der beantwortet viele meiner Fragen.

 

Doch um 20 Uhr bin ich im Hotel, mit müden Füßen und angefüllt von Eindrücken, und es zieht mich nicht mehr hinaus ins Nachtleben. Noch ein bisschen schreiben – und ich freu mich auf den nächsten Tag.

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