Von den vier Königsstädten ist Marrakesch die aufregendste. Fès ist die „blaue Stadt“ (wegen den Verzierungen aus blauer Keramik), Marrakesch „die Rote“ (wegen der Häuser in Rot- und Ockertönen), Berbermetropole und eine Schönheit wie aus 1001 Nacht. Im Labyrinth der engen Gassen verstecken sich Paläste und Koranschulen. In bunten Bazar-Straßen gibt es Kunsthandwerk, Gewürze, Kräuter, Naturmedizin, und auf dem zentralen Platz herrscht ein Treiben wie auf einem mittelalterlichen Jahrmarkt.

 

Gemeinsam mit der Gruppe haben wir gestern die Koutoubia-Moschee gesehen und waren am großen Platz, dem Djemma el Fna.

Koutoubia Moschee

Die Koutoubia-Moschee aus dem 12. Jh. hat ihren Namen vom Büchermarkt Kutub, der sie einst umgab. Das Minarett ist Vorbild für den Hassanturm in Rabat und die Giralda in Sevilla, alle von den Almohaden erbaut

Djemma el-Fna

Die Koutoubia-Moschee flankiert eine Seite des zentralen Platzes. Von der Dachterasse eines Cafés läßt sich das bunte Treiben auf dem Djamma el Fna entspannt beobachten

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Die verschneiten Gipfel des Atlasgebirges sind Kulisse für den Platz

Auf eigene Faust in Marrakesch

Heute ist der einzige freie Tag unserer Reise. Manche nutzen ihn für einen fakultativen ganztägigen Ausflug nach Essouira und kommen abends sehr zufrieden wieder.

 

Ich will mir lieber Marrakesch anschauen. Dazu habe ich die Hauptsehenswürdigkeiten zu einem ausgedehnten Stadtspaziergang verbunden. Dazwischen ist genug Zeit zum Mittagessen, sich treiben lassen, Kaffee trinken und Leute gucken. Taxifahren ist billig in Marrakesch, deshalb laufe ich nur das notwendigste, und das ist immer noch ziemlich viel.

Bab Agnaou

Vom Hotel aus lasse ich mich zum Bab Agnaou bringen. Das schöne Tor ist der Eingang zum Kasbah-Viertel

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Gleich neben der Kasbah-Moschee führt eine schmale Gasse zu den Saadien-Gräbern

Saadien-Gräber

Saadier-Gräber

Der enge Zugang zur Nekropole

Die prachtvolle Grabstätte der Saadier-Sultane wurde von Mulay Ismail zugemauert, um jegliches Andenken an die vorherige Herrscher-Dynastie zu unterbinden. Anders als beim El-Badi-Palast fand hier keine Zerstörung statt. 1917 entdeckte man die Saadier-Nekropole inmitten des Kasbah-Viertels.

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Die prachtvollen Mausoleen aus dem 16. Jh. liegen in einem herrlichen Garten

Saadier-Gräber

Auch im Freien befinden sich Gräber

Palais el Badi

Palais el Badi

Einst der größte und schönste Palast von ganz Marokko, ähnlich prachtvoll wie die Alhambra von Granada

Palais el Badi

Heute nisten Störche auf den Ruinen

Palais el Badi

Der Palast wurde vom größten Sultan in der Geschichte Marokkos, Ahmed el Mansour, im 16. Jh. erbaut

Palais el Badi, 16. Jh

100 Jahre später ließ Mulai Ismail den Palast zerstören und seine wertvolle Ausstattung in die neue Residenz nach Meknès bringen

Palais Bahia

Palais Bahia, 1900

Der Wesir-Palast wurde um 1900 erbaut und ist ein Meisterstück maurischer Baukunst

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Heute wird er für die Unterbringung von Staatsgästen genutzt

Place des Ferblantiers,

der Platz der Lampenmacher wird gerade neu gestaltet und ist eine große Baustelle. Trotzdem gibt es hier nette Lokale und ich lasse mich hier zum Mittagessen nieder.

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Die Tajine mit Hähnchen ist ausgesprochen lecker. Nach dem Mittagessen bringt mich das Taxi zur Madrasa Ben Youssef.

Madrasa Ben Youssef

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Die üppig ausgeschmückte Medersa stammt aus der Saadier-Zeit im 16. Jh.

Madrasa Ben Youssef

Die Medersa bot 900 Studenten die Möglichkeit zum Studium verschiedener Wissenschaften

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Schmale Gänge führen zu den Schlafräumen

Madrasa Ben Youssef

Die kleinen Schlafkammern liegen um Innenhöfe

Buntes treiben auf dem Djamma el-Fna

Das Bild ändert sich mit der Tageszeit, ist aber jeden Tag gleich. Morgens werden als erstes die Planen von den Orangensaft-Ständen abgedeckt. Diese Stände sind die einzigen, die den Platz nie verlassen. Der Orangensaft ist superlecker und kostet gerade 50 Cent.

 

Mit der Zeit bevölkern Schuhputzer, Heiler, Barbiere, Gaukler, Märchenerzähler, Schlangenbeschwörer, Artisten, Zauberer und Wahrsager den Platz. Sie alle kommen nicht eigens für die Touristen. Von Alters her dienten sie den Nomaden, die von weit her zu den Märkten gekommen waren, als einzige Unterhaltung in ihrem arbeitsreichen Leben. Noch heute sind mehr Einheimische auf dem Platz als Touristen.

 

Gegen 17 Uhr werden von allen Seiten Tische, Bänke, Kochgeschirr Gemüse und Süßigkeiten herbei gekarrt, Essensstände werden aufgebaut und in der Nacht wieder eingepackt. Mindestens einmal sollte jeder Besucher die Gerichte auf dem abendlichen Djemma el-Fna kosten. Immer günstig und meist gut.

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Vom Café auf der Dachterasse schaue ich dem Treiben zu. Der Platz für die Essensstände ist noch leer

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Kurz darauf ist der Aufbau voll im Gange

Djemma el-Fna

Auf Karren wird das Inventar herbeigebracht, aufgebaut und eine Plane vervollständigt das Freiluft-Restaurant

Djemma el-Fna

Die eigenartigen Flötentöne der Schlangenbeschwörer geben die Hintergrundsmusik zu dem Geschehen auf dem Platz

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Das Dachterassen-Cafés und dahinter der hohe Atlas umrahmen den Platz. Als Souvenir für zuhause nehme ich eine große Schachtel Feigen und Datteln mit.

Menara Garten

Der Sonnenuntergang an den Menara-Gärten sollte den Tag abschließen. Doch als ich dort ankomme, strömen die Menschen gerade zum Parkausgang, der Park wird geschlossen. Also wandere ich durch Grünflächen wieder zurück zu meinem Hotel.

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Fußballspielen im Erholungs- und Grünbereich der Stadt

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Marrakesch hat großzügige Allee-Straßen mit viel Grün für die Fußgänger. Es ist ein angenehmer Weg zurück zum Hotel

 

4 Kommentare

  1. berni_enterprises

    sehr schöne Reiseschilderung, wir haben die Reise jetzt vor uns. Ist das Hotel in Marrakesch stadtnah oder irgendwo weit ausserhalb? Gruss

    • Es sind mehrere RSD-Busse gleichzeitig unterwegs, die unterschiedliche Hotels anfahren. Deshalb kann ich nur von meiner Erfahrung berichten. Wir waren zweimal in Marrakesch, eine Nacht gleich am Anfang und zum Abschluß 3 Nächte. Beide Hotels waren stadtnah, per Taxi ein paar Minuten (ca. 3 Euro). Vom zweiten Hotel, dem sehr schönen Hotel Golden Tulip, hätte man zur Medina laufen können.
      Ich wünsche euch schöne Tage in Marokko. Gruß, Lisa

  2. Gute Fotauswahl – eine schöne Rückerinnerung! Heute hole ich meine Fotos und werde bei Deinen Anmerkungen stibitzen! Danke!erhard

    • Lieber Erhard,
      ich schaue diese Tage auch immer wieder in mein „Reisetagebuch“. Wir haben viel gesehen in der kurzen Zeit, und das Erlebte klingt immer noch in mir nach. Wenn ich die Bilder vom großen Platz in Marrakesch anschaue, habe ich gleich wieder die Flötenklänge der Schlangenbeschwörer im Ohr und in der Nase die Gerüche aus den Essensständen.

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