Karlsbad ist hinreißend schön. Die prachtvollen Villen und noblen Hotels für die betuchten Kurgäste muten an wie aus dem Märchenbuch. 15 Quellen dienen der Heilung, um sie herum ist im Lauf der Jahrhunderte ein einzigartiges Kurzentrum entstanden. Könige und Kaiser haben hier gebadet, und mit ihnen kam hierher was Rang und Namen hatte.
Ich komme nachmittags aus Prag an. Als erstes will ich zu dem berühmten Kurzentrum, und morgen auf „Kur-Wanderwegen“ die grüne Umgebung von Karlsbad erkunden.
Unten am Flüsschen angekommen, treffe ich auf ein mächtigens Beton-Gebäude und denke: „Der häßliche Klotz wird ein Büro-Gebäude sein, das schöne Karlsbad ist sicher in der anderen Richtung“. Doch weit gefehlt: Der Beton-Klotz ist das Kurhotel „Therme“.
Das Kurzentrum von Karlsbad zieht sich am Flüsschen Tepla entlang. Und das erste Hotel mit Kur- und Badebetrieb ist das „Therme“. Entstanden 1975, sozialistisch funktionell, mit großer Veranstaltungshalle und Shopping Mall. Vom ersten Tag an wurde es mit Häme überschüttet. Es passt so gar nicht zu dem Karlsbad, das sich nun vor mir auftut.
Die Garten-Kollonade
Mühl-Kollonade mit 5 Quellen
Nach ihrer Fertigstellung 1881 wurde der Kollonaden-Bau mit Skepsis aufgenommen. Angeblich passte er überhaupt nicht in das Kurviertels. Heute ist die Mühl-Kollonade ein Wahrzeichen Karlsbads.
Markt-Kollonade und Schlossquellen
Die Markt-Kollonade, an der Stelle des ehemaligen Rathauses, überdacht die Markt-Quelle und die Karl IV-Quelle. Nach einer alten Legende heilte hier König Karl IV. seine kranken Glieder. Die Markt-Kollonade wird überragt vom Schlossturm, dem letzten Rest des ehemaligen Schlösschens. Daneben befindet sich die Schloss-Kolonade mit 2 Quellen.
Großer Sprudel und seine 5 „Nebenquellen“
Der Sprudel ist das heiße „Herz“ Karlsbads, die ergiebigste und heisseste Quelle. Die 73 Grad heiße Wasserfontäne schießt 12m in die Höhe. Die Umbauung von 1975 wird genauso geschmäht, wie das Therme-Hotel. Sie passt überhaupt nicht zur umgebenden Architektur.
Kaiserbad
Im ausgehenden 19.J.H. war Karlsbad der berühmteste Kurort Europas,
besucht von Spitzenpersönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Kunst: Beethoven, Franz Joseph I., Dvorcak, Paganini, Chopin, Mozart, Gogol, Freud… alle waren sie hier. Vor dem Ersten Weltkrieg befand sich Karlsbad auf seinem Höhepunkt. Mehr als 70.000 Patienten kamen zur Kur pro Jahr.
Der Erste Weltkrieg läutete den Niedergang ein,
gefolgt von weiteren Katastrophen: Weltwirtschaftskrise, Zweiter Weltkrieg. 1948 wurden alle Heilquellen und Sanatorien verstaatlicht und die Besucher kamen nun aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.
Seit der „samtenen Revolution“ von 1989 wird Karlsbad aufwändig saniert
und auch die Besucher aus westlichen Ländern kehren zurück. Viel investiert wird von reichen Russen, oft mit Geld aus ominösen Quellen. Ein Hoteldirektor formuliert es so: „Man kann nicht sagen, daß die Mafia unser Gast ist, denn ihr gehören fast alle Hotels.“