Ein Premium-Wanderweg, mit vielen landschaftlichen Highlights. Drei erloschene Vulkanschlote sind hervorragende Aussichtskanzeln: Metzinger Weinberg, Florian, Jusi. Einkehren kann man im Naturfreundehaus Falken-Stein oder im Biergarten des hochgelobten Griechen bei Kappishäusern.
Metzinger Weinberg (Bahn)-Florian-Jusi-Hörnle-Neuffen (15 km, 4:30h)
Metzingen
ist umgeben von Streuobstwiesen – und hat einen Weinberg. Trotz der Nähe zur rauen Alb, wachsen hier schon seit historischer Zeit gute Weine. Gekeltert wurde der Wein nicht in einer Kelter – nein, Metzingen besitzt 7 historische Keltern.
Auf dem riesigen Kelterplatz stehen mehrere große Keltern, ehemals in kirchlichem oder herrschaftlichem Besitz. Teils offen, teils geschlossen, aktuell genutzt als Bibliothek, Festkelter oder Weinbau-Museum
Schon um 1500 gab es, wie heute, 7 Keltern in Metzingen. Die offenen Hallen dienten als Wetterschutz für mehrere Most-Pressen und zur Aufbewahrung von Bütten und anderem Gerät. 2 Keltern haben Weinkeller
Der Gustav-Ströhmfeld-Weg
gilt als einer der schönsten Alb-Wanderwege. Benannt zu Ehren von Gustav Ströhmfeld, der das Wegenetz des Albvereins mit Landkarte, Bleistift und Notizblock konzipierte – und als geborener Göppinger hier gerne wanderte
1888 trat Gustav Ströhmfeld 26-jährig in den gerade gegründeten Albverein ein. Hauptantrieb für die Gründung des Vereins war der Mangel an Wegen und Wegweisern. Gustav Ströhmfeld war von Beruf Oberrechnungsrat, ein gebildeter, wort- und redegewandter Mann von großer Schaffenskraft.
Nach seinen Ideen wurde das weitverzweigte Wegenetz des Albvereins angelegt und bezeichnet. Diese Arbeit nahm Jahrzehnte in Anspruch. Heute umfasst das Wegenetz 24 000 km !!!
Gleich hinter dem Metzinger Bahnhof erhebt sich ein erloschener Vulkanschlot, der Metzinger Weinberg. Schön angelegte Wege mit Infotafeln zu Weinbau, Geschichte und Geologie führen hinauf
Einladende Rastplätze und Ruhebänke säumen den Weg
Am Rande des Weinbergs liegt das Naturfreundehaus Falkenberg (Metzingen)
Weiter durch blühende Wiesen mit Obstbäumen,
auf schattigen Waldwegen
zu Bärlauchmatten bei der Tobel-Brücke
Florian
Weinberge am Fuße des nächsten Vulkan-Hügels, dem Florian. Vom Metzinger Weinberg (Bildmitte) bin ich hergekommen. Dahinter Metzingen und die Achalm
Unterhalb des Florian-Gipfels lebt eine Ziegenherde. Eine nette Attraktion für Kinder, und wichtige Helfer bei der Landschaftspflege. Sie verhindern das Verwalden der Wiesen und erhalten den Wanderern die Aussicht
Landschaftspfleger bei der Arbeit
Einen Schwalbenschwanz-Schmetterling hab ich lange nicht mehr gesehen
Mittagspause auf dem Florian, mit Aussicht auf die Achalm bei Reutlingen (Bildmitte). Rechts daneben der Rossberg. Der Hügel im Vordergrund ist der Metzinger Weinberg
Eine Infotafel erinnert an Gustav Ströhmfeld, den Vater der Albvereinswege. Einen seiner Lieblingswege hat man nach ihm benannt
Die Damen machen es richtig: Sie haben Piccolo Fläschchen dabei für ihre aussichtsreiche Rast auf dem Florian
Kappishäusern und Josi
Der Biergarten bei den Kappishäusern Sportplätzen hat Corona-Pause – leider!
Der dritte Vulkanschlot heute: der Jusi
Ein Stück weit ist mein Wanderweg Rad-tauglich. Die Strecke unterhalb des Albtraufs ist sehr beliebt bei Bikern
Blick vom Josi – zurück zum Florian (rechts)
und in anderer Richtung – zum Albtrauf mit der Burg Hohenneuffen. Zu Füßen der Burg liegt Neuffen, der Ort dahinter ist Beuren. Im Hintergrund kann man die Burg Teck ahnen (links)
Nochmals der Albtrauf mit der Burg Teck, dahinter die 3 Staufferberge
Mächtige Lindenbäume auf dem Josi
Unter dem Blätterdach ein Gedenkstein für Gustav Ströhmberg und ein Bänkle
Das „Hörnle“ mit seinem Steinbruch
Blick zum Steinbruch am Neuffener „Hörnle“, im Hintergrund die Burgruine Hohenneuffen (links)
Der Premium-Wandereweg ist bestens ausgeschildert. Ab dem Josi verläuft er vorwiegend im Wald
An der Wanderkreuzung Sattelbogen kann man ins Tal nach Neuffen absteigen (2,6 km), auf schönem Weg unterhalb des Steinbruchs. Ich bleibe auf dem Ströhmfeld-Weg, der ein letztes mal gewaltig ansteigt.
Oberhalb des aufgelassenen Steinbruchs verläuft mein Weg durch den Wald
1902 begannen die Nürtinger Zementwerke (später Heidelberger Zement) mit dem Abtrag am Neuffener Hörnle. Die Rohstoffe, Kalkstein und Mergel, wurden per Seilbahn nach Neuffen befördert, weiter mit der Tälesbahn nach Nürtingen.
In den 50er-Jahren gab es Widerstand gegen die Pläne des Zementwerks, das Hörnle vollständig abzutragen. Die Südseite des Hörnles gehört nicht zu Neuffen, sondern zu Dettingen/Erms.
Der Albverein unterstützte die Dettinger Bürger, die ein Millionen-Angebot für die Erlaubnis zum Abbau ablehnten: „Die Heimat verkauft man nicht“. 1970 wurde der Abbau ganz eingestellt.
Immer wieder stehen historische Grenzsteine mitten auf dem Weg. Sie markieren die Grenze zwischen Neuffen und Dettingen/Erms. Im Hintergrund sieht man den Schutzzaun (links), der oberhalb des steil abfallenden Steinbruchs errichtet wurde.
Genau dieser Berg, das Hörnle, sollte abgetragen werden. Die Dettinger befürchteten damals, dass Nord- und Ostwinde ihren Obst- und Weingärten schaden könnten, wenn der schützende Bergrücken fehlt. Der Albverein unterstützte die Dettinger beim Kampf gegen den massiven Eingriff in die Landschaft.
Bärlauch ist am Verblühen
während die Blütezeit des Waldmeisters gerade beginnt
Ausblick zum Ermstal: Dettingen und Achalm (rechts)
Auf der anderen Seite öffnet sich der Blick nach Neuffen mit der Burg Hohenneuffen, dahinter Beuren. Der Gustav-Ströhmfeld-Weg bleibt auf der Höhe, und führt in weitem Bogen zur Burg und hinunter nach Neuffen
Doch ich zweige am Schillings-Kreuz ab, talwärts nach Neuffen (1h)
vorbei an Rathaus und Rathaus-Brunnen
zum etwas ausserhalb liegenden Bahnhof und zur Tälesbahn, die mich in 15 Minuten nach Nürtingen bringt. Bis Stuttgart – Bad Cannstatt brauche ich 1h. Eine Top-Tour, sehr zu empfehlen!
Ein sehr schöner Weg.