Heute mache ich einen Ausflug ins 7 km entfernte Belém (Betlehem), das nahe der „San Francisco-Brücke“ am Ufer des Tejo liegt. Belém ist das Mekka für Kulturhungrige, mit dem prachtvollen Hyronimus-Kloster und vielen Museen. Am berühmten Torre de Belém stachen ehemals die Eroberer ins Meer, und kehrten mit Schätzen beladen zurück.

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Von meinem Guesthouse kommend, steige ich in der Baixa (Unterstadt) aus der Tram. Nicht weit weg ist die Kathedrale, in dem Viertel befindet sich unser gestriges Fado-Restaurant

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Durch prächtige Flanier-Straßen spaziere ich in Richtung Fluss

Praca do Comércio

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Der Triumphbogen steht am Zugang zum riesigen Praca do Comércio, dem Handelsplatz. Hier befand sich vor dem Erdbeben 1755 die königliche Residenz

Der Platz ist von gelben Regierungs-Gebäuden mit Arkadengängen flankiert. Genauso wie der Rossio war auch der Praca do Comércio in Zeiten der Inquisition Schauplatz von Hinrichtungen und Ketzer-Verbrennungen, Volksfesten und Militärparaden.

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Der Praca do Comercio ist einer der größten Plätze Europas. Wie eine Veranda öffnet er sich zum Fluss. Oben thront die Burg Castelo Sao Jorge

1974 sah der Platz den Putsch der Streitkräfte während der friedlichen „Nelken-Revolution“. In den Arkaden gibt es Cafés, u.a. das Martinho da Arcada, ein Stammlokal des Dichters Fernando Pessoa.

 

Im 2. Weltkrieg war das ehemalige Postamt wichtig für die Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland. Hier trafen Nachrichten ein und Geldüberweisungen, die die Fortsetzung der Flucht nach Amerika ermöglichten.

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Vom großen Platz kann man zum winzigen Stadtstrand hinaustreten, Tejo-abwärts die „San Francisco-Brücke“. Auf der linken Uferseite sieht man eine riesige Cristo-Statue, dem Cristo Rio´s nachempfunden

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Ich passiere das klassizistische Rathaus. Auf dem Platz davor steht der säulenartige Pranger. Hier wurden bis ins 19. Jh. Verbrecher zur Schau gestellt

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Getrockneter Fisch wird überall angeboten und in Lissabon gern gegessen

Belém

liegt 7 km westlich vom Stadtzentrum und ist das Mekka für Kulturhungrige. Hier sind die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Lissabon´s, das Hyronimus-Kloster und der Torre de Belém, beides UNESCO-Weltkulturerbe. Das große Erdbeben von 1755 verschonte Belém, und damit auch das riesige

Hyronimus-Kloster,

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ein Prunkstück des goldenen Entdecker-Zeitalters

Große Landessöhne sind im Kloster bestattet: Vasco da Gama, Ferdinand Pessoa, Luis de Camoes. Allerdings liegt der Nationaldichter Camoes nicht in dem prächtigen Sarkophag. Er starb 1580 völlig verarmt an der Pest und wurde in einem Lissabonner Massengrab beerdigt.

Centro Cultural de Belém (CCB)

wurde anläßlich der ersten portugiesischen EU-Präsidentschaft 1992 gebaut. Für die einen ein architektonisches Wunderwerk, für die Kritiker ein klotziger Monumentalbau. Jedenfalls ist es das teuerste Gebäude Portugals, das die öffentliche Hand im 20. Jh. finanzierte.

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Breite Wege, offene Plätze und Pflanzungen zwischen den einzelnen Blöcken wirken dem monumentalen Eindruck entgegen. Im CCB gibt es ein Kongress-Zentrum, Ausstellungen, Konzerte, Filmvorführungen und kulturelle Events auf hohem Niveau.

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Es gibt auch ein schönes Terrassen-Café mit Aussicht auf den Tejo

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Eben war ich noch im CCB-Café, jetzt blicke ich vom Tejo-Ufer hinüber zu dem riesigen Kultur-Tempel

Das Entdecker-Denkmal (Padrao dos Descombrimentos)

wurde zu Ehren Heinrichs des Seefahrers (1394-1460) anlässlich dessen 500. Todestages (1962) errichtet. Das wuchtige, 50m hohe Denkmal schiebt sich wie ein Bootsbug in den Tejo. An der Spitze steht Heinrich, hinter ihm reihen sich wichtige Persönlichkeiten jener Zeit: Kapitäne, Astronomen, Kartographen, Schriftsteller. Ein Aufzug bringt Besucher hinauf zur Aussichtsterrasse.

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Das weiße Denkmal am Tejo versinnbildlicht den Aufbruch der portugiesischen Entdecker in neue Welten, dahinter die Ponte 25. Abril und die Cristo-Statue

Ponte 25 de Abril

Die Tejo-Brücke erfüllt seit 1966 den alten Lissabonner Traum von einer direkten Verbindung in den Süden. Davor war die Hauptstadt Portugals mit den Provinzen in der Landesmitte und dem Industriegebiet am linken Flußufer nur per Schiff verbunden.

 

Die damals längste Hängebrücke Europas wurde von der U.S.Steel Company erstellt, deshalb auch die Ähnlichkeit mit der „Golden Gate“ von San Francisco. Die Spannweite misst 2300m, es waren die weltweit tiefsten Brückenfundamente (82m) notwendig.

 

Das technische Meisterwerk war das letzte Bauwerk der Diktatur und wurde Salazar-Brücke getauft. Nach der Nelken-Revolution wurde sie umbenannt in Ponte 25 de Abril, den Revolutionstag.

Torre de Belém

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Der Torre diente als Anlegestelle, von der aus die Entdecker in See stachen. Und hier empfing man die mit Schätzen beladenen Schiffe aus aller Welt. Er wurde zum  Symbol für die Expansion Portugal´s

Das Prunkstück aus der Entdeckerzeit (1521) wurde als Wachtturm für den Lissabonner Hafen erbaut, allerdings mit eher verspieltem, denn militärischem Charakter. Einst stand er auf einer Insel mitten im Tejo, 200 m vom Ufer entfernt. Nach dem Erdbeben von 1755 verlagerte sich der Fluss, und der Torre ist heute vom Ufer aus zugänglich.

Museu do combatente

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Das Denkmal für die Veteranen von Übersee erinnert an die gefallenen portugiesischen Soldaten des Kolonialkriegs (1961–74)

Die afrikanischen Kolonien (Guinea, Angola, Mosambik, Kapverden u.a.) wollten selbständig werden, die Salazar-Diktatur die Kolonien als Teil Portugals halten. Die Verzweiflung der Generäle über das Kriegsgeschehen war u.a. Ursache für den Putsch von 1974.

Zurück in Lissabon, am Rossio

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Vom Traditions-Café Nicola kann man das Geschehen auf dem Rossio-Platz beobachten

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Weil´s gestern so schön war, wollen wir heute nochmals zu einem Fado-Restaurant. Treffpunkt ist der Rossio

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Diesmal besuchen wir ein Lokal im Bairro Alto, nahe des Camoes-Platzes. Die Straßen werden am Abend zum Freiluft-Speisesaal

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Wieder Fado, diesmal ganz anders. Von einer jungen Sängerin dramatisch und konservativ präsentiert

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Gestern hat es uns besser gefallen, doch das Essen ist gut…

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Am Camoes-Platz ist mächtig was los. Es wird getanzt und gefeiert.

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Doch mir reicht es für heute, und ich fahre mit der Tram heimwärts

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